1. Mai in Bayern: Traditionen über Traditionen
Der 1. Mai – für viele der Anfang der sonnigen Tage des Jahres. Doch mit diesem Tag verbinden sich auf viele Traditionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als bayerisches Kind in Berlin habe ich da den direkten Vergleich.
In Berlin ist der 1. Mai eher wild. Lauter Techno auf den Straßen, verschiedene Gerüche der Essensstände in der Luft, viele Menschen, viel Bier und ab und an die ein oder andere Demo. So ganz, ganz anders, als ich den 1. Mai gewohnt bin. Versteh mich nicht falsch, ich mag den 1. Mai in Berlin. Natürlich gehe ich da gern nach Kreuzberg, genieße die verrückten Straßenfeste, die kleinen “Konzerte” und die ganze Atmosphäre (naja, nehmen wir mal die Demonstrationen und die ganzen Tumulte da raus). Aber irgendwie mir fehlen ein wenig die herzlichen, bayerischen 1. Mai-Traditionen:
Der Maibaum
Der 1. Mai in Bayern ist von Bäumen geprägt. Sei es der große Maibaum auf dem Festplatz oder der kleine, den man seiner Freundin steckt – die Bäumchen sind einfach überall vertreten.
Der große Maibaum wird am 1.Mai mit viel Prunk und Feierlichkeit aufgestellt. Dazu wird die ein tolle Krone für den Baum hergestellt und mit vielen bunten Bändern geschmückt. Bayern sind aber nicht nur im Fußball sehr Konkurrenz geprägt, nein auch im Maibaumschmücken. Denn da konkurrieren die Dörfer zueinander, wer den schönsten und wie kanns auch anders sein, den größten Maibaum hat. Das bringt uns zu einer weiteren schönen bayerischen Maitradition:
Das Maibaumklauen
Natürlich will jedes Dorf den schönsten Maibaum haben. Also was tun, dass das auch so ist? Dem anderen Dorf den Maibaum klauen. Deswegen wird der Maibaum die Tage vor dem 1.Mai bewacht, das ist die sogenannte Maibaumwache. Da Bayern aus allem ein kleines Fest machen ist, da auch ein bisschen was geboten. Doch was passiert, sollte der Maibaum doch gestohlen werden? Tja, blöd. Dann muss dieser bei den Dieben am 1.Mai ausgelöst werden – meistens mit viel Bier und einem Spanferkel.
Das Maibaumsetzen
Ja ja, wir Bayern mögen unsere Maibäume wirklich sehr. Deswegen gibt es auch die Tradition des Maibaumsetzens. Dazu holen die Herren der Schöpfung ein kleines Bäumchen (meistens eine Birke) und schmücken ihn mit bunten Bändern. In der Nacht vor dem 1.Mai wird der kleine Maibaum dann am Haus der Angebeteten gesteckt. Die Tradition sagt, dass der Maibaumstecker das Bäumchen bis Ende Mai wieder abbauen muss. Sollte die Angebete gleich empfinden gibt es eine Belohnung mit Bier, wenn das eher nicht so der Fall ist, etwas Saures oder Scharfes. Doch dieser Teil wird heutzutage oft ausgelassen.
Die Freinacht
Die Freinacht war als Kind meine Lieblingsmaitradition. Randale und Vandalismus kennt man zum 1.Mai in Berlin auch, doch in Bayern ist das etwas anders. In der Walpurgisnacht (Nacht zum 1.Mai) ziehen die Kinder los und spielen den Nachbarn kleine Streiche. Von den Blumentopf verstecken über Klingelputz bis hin zu Zahnpasta am Briefschlitz ist alles mit dabei. Aber alles natürlich im harmlosen Rahmen. Als Kind war das immer ein großer Spaß. Selbstverständlich versucht man sich vorzubereiten und räumt alles Bewegliche und leicht Erreichbare weg, doch irgendwie finden die Kinder immer irgendwas. So kann es schon mal vorkommen, dass das Trampolin des Nachbarn mitten auf dem Fußballplatz steht.
Aber jetzt genug in Erinnerungen geschwelgt, noch schnell zum Späti und dann ab nach Kreuzberg. Schönen 1.Mai!