Schöneberg entdecken an einem Tag
Wenn man nach den In-Vierteln Berlins fragt, kommt Schöneberg eher selten. Komisch eigentlich, denn genau dieser Teil von Berlin hat so viel zu erzählen und ist eigentlich alles das, wofür Berlin steht: unkonventionell, interkulturell, historisch, künstlerisch, schön und hässlich. Vielleicht müssen wir nur diesen Stadtteil einfach besser kennenlernen. Deswegen ging es zu einer kleinen Erkundungstour nach Schöneberg, um all das zu entdecken, warum man genau hierherkommen sollte. Daraus geworden ist ein voller Tag voller Entdeckungen, Genuss und Spaß sowie dieser Schöneberg-Guide für euch mit den tollsten Sehenswürdigkeiten, Cafés und Co., die du in Schöneberg anschauen solltest, verpackt als Tagesroute:
Frühstück im Café Schöngrau
Das Café Schöngrau ist ein Brunchspot in Berlin, wie er im Buch steht. Süß, mit kleinen Tischen, gemütlich eingerichtet, aber dennoch sehr stylisch, eine tolle und übersichtliche Karte und dazu noch einen kleinen Shop integriert. Mir hat es hier nicht nur die Einrichtung angetan, sondern vor allem die Karte. Da ich auch beim Essen gerne mal von FOMO (Fear of missing out) heimgesucht werde, wenn die Speisekarte zu ausladend ist, liebe ich es, wenn ich mich zwischen nur einer handvoll Optionen wählen kann, die dafür aber sehr durchdacht sind. Und so ist es hier im Café Schöngrau. Für gab’s bei meinem Besuch den veganen Bagel, den Orange-Karotte-Rote-Bete-Saft, einen Cappuccino und zum Teilen eine karamellisierte Grapefruit. Jedes einzelne Teil war einfach nur lecker. Auch die Atmosphäre in dem kleinen Café in Schöneberg ist wundervoll. Ich hatte hier stundenlang sitzen, quatschen und den Tag genießen können.
Details zum Café Schöngrau
Adresse: Eisenacher Str. 79, 10823 Berlin
Öffnungszeiten: täglich 09:00 – 17:00 Uhr
Preisklasse: €€
Bayrisches Viertel und Gedenktafel der jüdischen Gemeinde
Das Bayrische Viertel ist für mich nicht nur wegen seines Namen ein Ort in Schöneberg, den man besuchen sollte. Es ist auch Heimat des Erinnerungsprojektes an die ehemalige jüdische Gemeinde hier. So finden sich an verschiedenen Orten im Bayrischen Viertel 80 Gedenktafeln, welche an die Ausgrenzung und Vertreibung sowie Vernichtung der jüdischen Bevölkerung erinnern. Die doppelseitigen Tafeln zeigen auf einer Seite Auszüge aus nationalsozialistischen Gesetzen und Verordnungen, mit welchen Juden entrechtet und ausgegrenzt wurden. Die andere Seite zeigt ein entsprechendes Icon.
Rathaus Schöneberg
Wie die meisten Rathäuser in Berlin ist auch das Rathaus Schöneberg ein schönes altes Gebäude. So ist das schon alleine einen Besuch wert. Doch mich hat hier viel mehr der Vorplatz angezogen. Denn hier finden die verschiedensten Märkte statt. Sonntags ist hier beispielsweise ein toller Flohmarkt, auf dem du nicht nur kunterbunten Trödel bekommst, sondern auch tolle Vintage Teile. Das Beste an diesem Flohmarkt? Er ist (noch) nicht so überlaufen, wie die Märkte in Prenzlauer Berg oder Friedrichshain. Aber nicht nur am Wochenende ist das Rathaus Schöneberg ein kleiner Geheimtipp. Im Schöneberger Rathaus fährt nämlich noch einer der historischen Paternoster-Aufzügen. Während den Öffnungszeiten kannst du also wie Charlotte Ritter (aus Babylon Berlin) hier hoch und runterfahren – oder auch einfach das Spektakel beobachten.
Details zum Rathaus Schöneberg
Adresse: John-F.-Kennedy-Platz, 10825 Berlin
Öffnungszeiten: Montag + Mittwoch: 08:00 – 15:00 Uhr, Dienstag + Donnerstag 10:00 – 18:00 Uhr, Freitag: 08:00 – 13:00 Uhr
St. Norbert-Kirche, Paul-Gerhart-Kirche und Friedhof Alt-Schöneberg
Auch, wenn Berlin nicht unbedingt die christlichste Stadt ist, gibt es in Schöneberg viele Kirchen zu finden. Dabei sind diese nicht nur die klassischen Kirchen, wie man sie überall findet. So lässt beispielsweise die St. Norbert-Kirche nicht direkt darauf schließen, dass es sich bei dem Gebäude um eine Kirche handelt. Denn die Architektur ist sehr modern und minimalistisch. Alleine das obligatorische Kreuz auf dem Dach zeigt, dass es sich hier um eine Kirche handelt. Nicht unweit der St. Norbert-Kirche liegt in Schöneberg die Paul-Gerhart-Kirche. Auch diese ist architektonisch keine klassische Kirche, sondern modern gehalten und mit viel Glas. So steht sie in krassem Kontrast zum dazugehörigen Friedhof der Gemeinde Alt-Schöneberg. Dieser gehört zu den ältesten Friedhöfen in Berlin und beheimatet auch heute noch viele der alten Gräber aus dem 19. Jahrhundert. Ich könnte hier stundenlang über den Friedhof Alt-Schöneberg laufen und mir die viele alten und kunstvollen Grabsteine mit den Inschriften und Verzierungen anschauen und mir dazu Geschichten ausdenken.
Details zur St. Norbert kirche
Adresse: Dominicusstraße 19B, 10823 Berlin
Details zur Paul-Gerhart-Kirche & Friedhof Alt-Schöneberg
Adresse: Hauptstraße 46-48, 10827 Berlin
Gorilla Bäckerei
Nächster Stop auf unserer Erkundungstour: die Gorilla Bäckerei für eine kleine Stärkung. Diese liegt unweit der S-Bahnstation Schöneberg und hat eine tolle Auswahl an Leckereien, die nur darauf warten schnabuliert zu werden. Von leckeren Croissants und Kuchen über Pizza bis hin zu tollen Brunch und Lunch Gerichten findest du hier alles, was das Foodie-Herz begehrt. Dazu gibt es hier auch noch leckeren Kaffee. Mir hat es vor allem das Kastanien-Croissant angetan. So, so lecker und definitiv mehr als nur einen Besuch wert.
Details zur Gorilla Bäckerei
Adresse: EUREF Campus 1, 10829 Berlin
Öffnungszeiten: täglich 08:00 – 18:00 Uhr
Preisklasse: €€
David-Bowie-Wohnhaus
Dass David Bowie eine wilde Zeit zwischen 1976 und 1978 in Berlin verlebt hat, wissen viele. Hier ist ja schließlich die Berlin-Triologie mit den Alben “Heroes”, “Low” und “Lodger” entstanden. Doch, dass der Pop-Star in Schöneberg gelebt hat, wissen nicht viele. Dabei ist an seinem ehemaligen Wohnhaus eine kleine Gedenkstätte errichtet worden, mit einer Tafel und einem Gemälde an der Wand. Manchmal liegen hier auch Blumen nieder. Doch die meisten laufen hier einfach gedankenverloren vorbei.
Details zum David-Bowie-Wohnhaus
Adresse: Hauptstraße 155, 10827 Berlin
Königskolonnalen
Wie oft in Berlin, findet man da, wo man es am wenigsten erwartet Überbleibsel aus alten preußischen Zeiten. So auch in Schöneberg. Am Heinrich-von-Kleist-Park (direkt an der Hauptstraße gelegen) findest du die Königskolonnalen. Zwar sind sie mittlerweile wie so viel in der Hauptstadt ziemlich mit Graffiti verschmiert, aber sie lassen immer noch von ihrem einstigen Glanz erahnen. Dabei standen sie nicht schon immer hier. Erbaut wurden sie eigentlich in der Nähe des Alexanderplatzes und zierten die Königsbrücke. Da sie aber stadtbauerisch problematisch wurden, wurden sie abgetragen und in Schöneberg neu platziert.
Details zu den Königskolonnalen
Adresse: Potsdamer Str., 10781 Berlin
Pallaseum + ehemaliger Hochbunker
Weiter geht’s zur nächsten architektonischen Besonderheit in Schöneberg: dem Pallaseum. Das ist nicht wegen seiner absoluten Schönheit, denn wenn wir mal ehrlich sind, ist dieses Ungetüm alles andere als hübsch. In den drei sechsstöckigen Gebäuden leben heute über 2000 Menschen in rund 514 Wohnungen. Besonders ist, dass der Komplex komplett aus Beton ist. Das Pallaseum überragt durch seine Bauart alle Häuser in der _Umgebung. So auch den ehemaligen Hochbunker, der direkt anschließt. An diesem könnte man glatt vorbeigehen, wenn man nicht wissen würde, um was es sich bei dem Betonklotz handelt. Auch dieser hat hier in Schöneberg eine etwas einzigartige Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde nur der Rohbau des Bunkers fertiggestellt. Die Army wollte ihn dann sprengen, jedoch hinterließen keiner der Versuche merkliche Schäden am Hochbunker. So wurde eher dann zum zivilen Schutzbunker ausgebaut und als Lager für Notware genutzt. Seit 2011 steht der Hochbunker wie auch das Pallaseum in Schöneberg unter Denkmalschutz. Durch ein Projekt der Sophie-Scholl-Schule wurde der Bunker zum Ort der Erinnerung. So lassen sich hier Gedenktafel finden.
Details zum Pallaseum & ehemaligen Hochbunker
Adresse: Pallasstraße 3, 10781 Berlin
Hey Schnecke
Entdecken macht hungrig und Zimtschnecken gehen sowieso immer. Deswegen ist der nächste Stopp auf unserer Tour durch Schöneberg bei Hey Schnecke. In dem kleinen Café bekommst du eine wunderbare Auswahl an verschiedene Zimtschnecken und weiteren Leckereien. Perfekt für einen kleinen Zwischenstopp.
Details zu Hey Schnecke
Adresse: Viktoria-Luise-Platz 11, 10777 Berlin
Öffnungszeiten: Sonntag – Freitag 09:00 – 19:00 Uhr, Samstag: 10:00 – 19:00 Uhr
Preisklasse: €€
Hausfassaden schauen
Ich liebe ja schöne alte Hausfassaden. In Schöneberg bin ich da in Berlin an einer guten Stelle. Denn hier findet man viele davon und man hat manchmal schon fast das Gefühl nicht mehr in der grauen Hauptstadt zu sein, sondern eher in Wien oder Paris. Ich mags hier sehr durch die Straßen zu spazieren mir die Häuser anzuschauen und auszumalen, was dort schon alles passiert und erlebt wurde.
Café Berio
Keine Tour durch Schöneberg ohne nicht auch im Nollendorfkiez vorbeizuschauen. Hier ist das Café Berio eine wahre Institution. In dem gemütlichen Café bekommst du nicht nur leckeren Kaffee, sondern auch die Torten und Co. sehen einfach deliziös aus. Ein bisschen fühlt man sich hier wie in eine andere Zeit versetzt, was dem Café eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.
Details zum Café Berio
Adresse: Maaßenstraße 7, 10777 Berlin
Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag: 07:00 – 23:00 Uhr, Freitag + Samstag: 07:00 – 00:00 Uhr, Sonntag: 07:30 – 00:00 Uhr
Preisklasse: €
Urban Nation
Wie in den meisten Großstädten ist auch in Berlin Streetart sehr beliebt. In Schöneberg gibt es dafür sogar ein eigenes Museum: das Urban Nation. Das Museum ist kostenlos und du kannst dort verschiedene moderne Kunstwerke und Gemälde finden, die sich mit aktuellen Themen und Problematiken auseinandersetzen. Ich hab hier einige Exponate gefunden, die mir sehr gut gefallen, aber auch zum Nachdenken angeregt haben.
Details zum Urban Nation
Adresse: Bülowstraße 7, 10783 Berlin
Öffnungszeiten: Dienstag + Mittwoch: 10:00 – 18:00 Uhr, Donnerstag – Sonntag: 12:00 – 20:00 Uhr
Preisklasse: kostenlos
Graffiti schauen
In Schöneberg kannst du aber nicht nur im Urban Nation Streetart bewundern, sondern auch auf der Straße. Denn runden um den Nollendorfplatz findest du viele tolle Graffitis auf den Hausfassaden. Dabei mein ich aber nicht olle Schmiererei wie man sie in Berlin an vielen Orten findet, sondern wirklich tolle Kunstwerke. Diese sind teilweise riesig, aber auch ein paar kleine versteckte lassen sich hier finden. Einfach mal die Augen aufhalten und sich beeindrucken lassen.
Habibi
Der Abschluss unserer Schöneberg-Tour ist ein Falafel-Halloumi-Teller im Habibi. Der kleine Imbiss findest du unweit vom Nollendorfplatz und ist gut besucht. Hier findest du viele verschiedene orientalische Spezialitäten, die Vorort frisch zubereitet werden.
Details zum Habibi
Adresse: Goltzstraße 24, 10781 Berlin
Öffnungszeiten: Sonntag – Donnerstag: 10:00 – 0:00 Uhr, Freitag + Samstag: 10:00 – 05:00 Uhr
Preisklasse: €