Augsburg: die schwäbische Domtadt entdecken
Obwohl Augsburg so nah an meiner Heimatstadt liegt, hab ich die schwäbische Stadt nie so wirklich als Reiseziel wahrgenommen. Die Stadt hab ich stets nur als Bistumssitz auf dem Schirm gehabt. Doch irgendwie hat es mich im Sommer hierher zu einem Tagesausflug gezogen. Und ich muss sagen, Augsburg lohnt sich für einen kleinen Ausflug auf jeden Fall. Zwar wurde die Stadt nur wegen ihres ausgeklügelten und weltweit einzigartigen Wassermanagement-System zum UNESCO-Welterbe ernannt, doch das zeigt, dass die Stadt nicht ganz fad sein kann, oder? Meine Highlights und was du alles spannendes in Augsburg entdecken kannst, hab ich dir hier zusammengetragen:
Die Fuggerei
Die Fuggerei war mein persönliches Highlight auf meinem Tagesausflug nach Augsburg. Nicht, nur weil ich die Bauweise der kleinen Stadt mag, sondern auch, weil ich die Idee dahinter einfach ganz wunderbar finde. Aber erstmal von Anfang. Was ist die Fuggerei? Die Fugger waren in Augsburg die reichsten Kaufleute. Doch besonders Jakob Fugger hatte nicht nur Geschäftssinn, sondern wollte auch der Gemeinschaft etwas zurückgeben. Daher lies er vor über 500 Jahren eine Sozialsiedlung errichten — die Fuggerei. Diese gibt seinen Einwohnern für wenig Geld und 3 täglichen Gebeten ein Zuhause. Und das auch über schwierige Zeiten. So hat die Fuggerei den 30-jährigen Krieg, die Pest und den 2. Weltkrieg überstanden. Heute ist sie die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt: eine Art kleine Stadt mit 67 Häusern und 142 Wohnungen sowie einer eigenen Kirche. 150 bedürftige Augsburger Bürger katholischen Glaubens leben hier für eine Jahreskaltmiete von 0,88 € und täglich drei Gebeten. Da die Fuggerei in ihrer Art einzigartig ist, kannst du sie besuchen und dir ein eigenes Bild davon machen. Zwar ist die Fugger-Stiftung sehr darauf erpicht, die Privatsphäre ihrer Bewohner zu wahren, dennoch gibt es hier vier Museen, die das Leben in der Fuggerei damals und heute, die Geschichte der Siedlung wie auch den Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg zeigen. Plan dir hier ruhig etwas mehr Zeit ein, denn die Informationen sind nicht nur spannend, es ist auch richtig schön hier durch die Gassen zu laufen, die hübschen historischen Häuser anzuschauen und auch die schönen Grünanlagen zu wundern.
Details zur Fuggerei
Adresse: Jakoberstraße 26, 86152 Augsburg
Öffnungszeiten: April – September: täglich 09:00 – 20:00 Uhr, Oktober – März: täglich 09:00 – 18:00 Uhr
Eintritt: 8 €
Kirche St. Anna
Wenn man an Kirchen in Augsburg denkt, kommt einem wahrscheinlich als Erstes der Augsburger Dom in den Sinn. Die Kirche St. Anna kommt dann in der Aufzählung meist sehr weit hinten. Dabei ist sie ein beeindruckendes Bauwerk mit einer noch beeindruckenderen Geschichte. St. Anna liegt zwar etwas versteckt, aber dennoch sehr zentral in der Altstadt Augsburgs und wurde einst als katholisches Karmeliter-Kloster gegründet. Während der Reformationszeit wurde St. Anna zur Wiege des evangelischen Glaubens in der Stadt. Sogar Luther selbst war zu seiner Zeit einmal hier gewesen. Aufgrund der religiösen Geschichte hat die St. Anna Kirche auch eine belebte Wachstumsgeschichte hinter sich. So lassen sich in ihr jede Stilrichtung von der Gotik bis zum Klassizismus finden, aber auch die großen geistigen und geistlichen Auseinandersetzungen der Jahrhunderte haben sie geprägt. Deswegen besteht sie heute aus verschiedenen Teilen, die besichtigt werden können:
St. Anna Kirche
In der St. Anna Kirche selbst sieht man die Geschichte besonders gut. Der Innenraum ist einerseits pompös, aber anderseits auch irgendwie schlicht. Dazu sind die Sitzbänke in zwei Richtungen nutzbar. Das hat aber nichts mit den Glaubensrichtungen zu tun, sondern rein praktische Gründe: Zur Predigt musste man zur Kanzel in der Kirchenmitte schauen, bei der Liturgie aber zum Altar im Ost- oder Westchor. Allgemein gibt es in der St. Anna Kirche keinen wirklichen Schwerpunkt, was diese Kirchen besonders macht. Ich fand auch die künstlerische Gestaltung interessant und sehenswert.
Kreuzgang
Bis zum Bestattungsverbot war der Kreuzgang von St. Anna sozusagen der Friedhof der Gemeinde. So lassen sich hier viele Grabsteine und Fresken finden, die Hinweise auf die Verstorbenen geben. Ich bin hier eine Weile entlang gewandelt und hab mir die kunstvoll gestalteten Steintafeln angesehen und so manche interessante Entdeckung gemacht.
Lutherhof
Der Lutherhof ist eigentlich nur der Klosterinnenhof. Heute soll er ein Ort der Ruhe, der Einkehr und des Innehaltens. Zusammen mit dem Kreuzgang bekommt er aber meiner Meinung nach eine mystische Atmosphäre.
Goldschmiedekapelle
Einst wurde die Kapelle von einem Augsburger Kramer-Ehepaar gestiftet. Als dieses kinderlos gestorben ist, hat die Goldschmiedezunft die Kapelle übernommen. Die Kapelle ist durch ihre bunten und detaillierten Fresken etwas ganz Besonderes.
Fuggerkapelle
Da die Fugger mit dem katholischen Glauben stark verbunden waren, wollten sie einen Ort für ihre Grablege haben, der den Glauben, Gedenken an die Vorfahren und den hohen Rang der Familie repräsentiert. Da die Karmeliter damals ihre Kirche ausbauen wollten, haben sich die Parteien zusammen getan und die Fuggerkapelle wurde gebaut. Hier sollten alle männlichen Nachkommen der Fugger begraben werden. Durch die Reformation kam dann aber alles anders. Ein paar Familienmitglieder sind in der Gruft unter der Fuggerkapelle begraben, der meisten Nachkommen aber an einem anderen Ort. Dennoch ist die Kapelle wirklich schön und sehenswert.
Lutherstiege
Da Martin Luther während seinem Verhör in Augsburg in der St. Anna Kirche gewohnt hat, wurde hier ein Museum über diese Zeit und die Geschichte der Reformation eröffnet. Hier kannst du dich über den Weg der Reformation, Martin Luther in Augsburg, der Stadtgeschichte zu dieser Zeit und die damaligen Medien informieren.
Details zu Kirche St. Anna
Adresse: Im Annahof 2, 86150 Augsburg
Öffnungszeiten: Montag: 12:00 – 17:00 Uhr, Dienstag – Samstag: 10:00 – 17:00 Uhr, Sonntag: 10:00 – 12:30 Uhr und 15:00 – 16:00 Uhr
Das Rathaus
Das Augsburger Rathaus mit dem Perlach-Turm ist eines der Wahrzeichen der Stadt, denn es ist eines der bedeutendsten Renaissancearchitekturgebäude nördlich der Alpen. Vom Perlach-Turm hast du einen tollen Blick über die Dächer Augsburg. Solltest du also die Chance haben, den Turm besteigen zu können, tu das auf jeden Fall. Das Rathaus ist nicht nur von außen schön anzusehen, sondern beheimatet den goldenen Saal. Hier ist der Name Programm, denn die Holzdecke des Saales ist prunkvoll vergoldet. So ist der goldene Saal im Augsburger Rathaus einer der imposantesten Repräsentationsräume Deutschlands und sollte den Glanz der Reichsstadt vermitteln. Wenn du den goldenen Saal und den Perlach-Turm besichtigen willst, checke unbedingt vorher noch einmal, ob beides auch geöffnet ist. Durch Veranstaltungen und Restaurationen kann es hier immer wieder zu kurzfristigen Schließungen kommen.
Details zum Rathaus
Adresse: Rathausplatz 2, 86150 Augsburg
Öffnungszeiten: Montag – Freitag: 10:00 – 18:00 Uhr
Der Augsburger Dom
Als Diözesestadt und Bischofssitz ist natürlich in Augsburg auch der Dom eine Sehenswürdigkeit. Auch in dieser Kirche lassen sich verschiedene Architekturzeitalter finden. Ich hatte bei meinem Besuch etwas „Pech“ und konnte wegen einer Priesterweihe den Augsburger Dom nicht von innen besichtigen. Doch auch das Viertel darum ist wirklich süß und sehenswert.
Details zum Augsburger Dom
Adresse: Frauentorstraße 1, 86152 Augsburg
Öffnungszeiten: täglich 7:00 – 18:00 Uhr
Die Stadtmauer
Auf ihre Stadtmauer sind die Augsburger ziemlich stolz. Besonders im Sommer ist sie auch ein schöner Ort für einen Spaziergang. An ihr finden sich heute noch einige Sehenswürdigkeiten, die man so gleich auch entdecken kann. Ich fand zum Beispiel den Steinernen Mann ganz sehenswert. Auch findest du an der Stadtmauer die älteste noch erhaltene Kirche der Stadt —die Galluskirche.
Die Augsburger Puppenkiste
Als bayrisches Kind war ich schon in jungen Jahren ein Fan der Augsburger Puppenkiste. Deswegen war diese natürlich für mich ein absolutes Muss bei meinem Tagesausflug nach Augsburg. Die Puppenkiste ein Marionettentheater, das schon seit 1948 Jung und Alt verzaubert. Dabei werden Märchen, Opern, aber auch eigene Stücke aufgeführt. Klassiker sind da beispielsweise Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Urmel oder auch Kater Mikesch. Auch, wenn du keine Aufführung besuchen willst, kannst du im Museum „Die Kiste“ die Dauerausstellung zum Puppentheater anschauen.
Details zur Augsburger Puppenkiste
Adresse: Spitalgasse 15, 86150 Augsburg
Öffnungszeiten: Museum: Mittwoch – Sonntag: 12:00 – 18:00 Uhr
Zum Spielplan der Augsburger Puppenkiste
Tickets: ab 9,50 €
Altstadtbummel
Wie in den meisten Altstädten lohnt es auch in Augsburg, sich ein bisschen treiben zu lassen und die Gassen zu entdecken. Lass die alten und bunten Häuser auf dich wirken und genieße die urige Atmosphäre der verschiedenen Ecken.
Warum ist Augsburg UNESCO-Welterbe?
Zwar hat Augsburg eine lange und bewegte Geschichte, doch zum UNESCO-Welterbe wurde die Stadt wegen ihres einmaligen Wassermanagement-Systems. Auf der Liste stehen gleich 22 Orte in und um Augsburg:
- Großer und Kleiner Wasserturm
- Der Kastenturm
- Lechkanäle im Ulrichs- und Lechviertel
- Das Wasserrad am Schwallech
- Das Brunnenwerk am Vogeltor
- Unteres Brunnenwerk am Mauerberg
- Der St.-Jakobs-Wasserturm von Elias Holl
- Der rätselhafte Neptunbrunnen
- Der Augustusbrunnen von Hubert Gerhard
- Der Merkurbrunnen von Adriaen de Vries
- Der Herkulesbrunnen von Adriaen de Vries
- Welterbewürdige Brunnenfiguren
- Quellbäche und Lechkanäle im Stadtwald
- Der Hochablass – das Stauwehr im Lech
- Das Wasserwerk am Hochablass
- Das Kraftwerk auf der Wolfzahnau
- Kraftwerke an der Singold und am Wertachkanal
- Die Kanustrecke am Eiskanal
- Der römische Lechhafen im Zeughaus
- Das Kanalgewölbe unter der Stadtmetzg
- Lechmuseum im Kraftwerk Langweid
- Das Klostermühlenmuseum Thierhaupten
- Staatliches Textil- und Industriemuseum
Mir persönlich haben besonders gut die Lechkanäle im Ulrichsviertel gefallen. Hier kannst du oft Surfer an der Kanalwelle beobachten und die Kanäle bilden zusammen mit den hübschen alten Häusern ein herrliches Bild.